Fortschrittsbericht: Enorme Menge an Munition, die auf dem Meeresboden vor sich hin rostet

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Thorben Wengert  / pixelio.de(CIS-intern) – Unter Federführung Schleswig-Holsteins hat der Bund/Länder-Expertenkreis Munition im Meer die neuen Erkenntnisse zu versenkter Munition in deutschen Meeresgewässern zusammengetragen. Mit dem gut 50 Seiten langen Fortschrittsbericht für das Jahr 2013 wird das Wissen um die großen Altlasten der letzten Kriege zum zweiten Mal systematisch ergänzt. Der erste Bericht zu Munition im Meer war 2011 veröffentlicht worden. Die neuen Erkenntnisse zu Munitionsversenkungen fußen unter anderem auf weiteren, intensiven Recherchen in Bundes-, Landes- und Stadtarchiven. So fanden die Experten beispielsweise Hinweise auf im Zweiten Weltkrieg in der Kieler Förde gelegte Minen. Diese Hinweise wurden durch vor Ort gewonnene Messdaten ergänzt.

Aufgrund dieser Arbeit konnten allein im auslaufenden Fahrwasser der Kieler Förde durch den Kampfmittelräumdienst des Landes Schleswig-Holstein 31 scharfe englische Minen gefunden und unschädlich gemacht werden. Als Ergebnis der Recherchen und der Messungen wurde zudem das an das Fahrwasser der Kieler Förde angrenzende Munitionsversenkungsgebiet (siehe Karte im Anhang) erweitert. Damit ist es für alle nachvollziehbar als Gefahrengebiet gekennzeichnet. Die gemeinsam von Bundes- und Landesbehörden unter Beteiligung der Bundeswehr, hier der Wehrtechnischen Dienststelle 71 in Unterstützung der Einsatzflottille 1 der Marine, durchgeführten Maßnahmen werden 2014 fortgesetzt.

Foto: Thorben Wengert / pixelio.de

“Ich bin froh, dass wir unsere Kenntnisse über die seit Jahrzehnten unter der Meeresoberfläche lauernden Altlasten der letzten Kriege immer weiter verbessern können. Es ist eine enorme Menge an Munition, die auf dem Meeresboden vor sich hin rostet. Mit den heute zur Verfügung stehenden Bergungstechniken lassen sich aber immer nur einzelne Minen und Bomben entschärfen. Von einer tatsächlichen Lösung für dieses unerträgliche Problem sind wir noch weit entfernt – und das rund 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Das ist bedrückend”, sagte Umweltminister Robert Habeck nach Vorlage der zweiten Fortschreibung des im Dezember 2011 erschienenen Berichts “Munitionsbelastung der deutschen Meeresgewässer, Bestandsaufnahme und Empfehlungen -Stand 2011”. Am Beispiel der Kieler Förde zeichnen sich erste Grundzüge des künftig zu beschreitenden Weges ab, um die komplexe Gefahrenabwehr bei Munition im Meer zu bewerkstelligen.

So konnte erstmals bei einer größeren Zahl von Minen darauf verzichtet werden, diese unter Wasser zu sprengen. Stattdessen wurden nur die Zünder mit einer kleinen Sprengladung abgetrennt. Gleichzeitig bewährt sich die enge Zusammenarbeit der planenden Stellen mit den Behörden für Kampfmittelbeseitigung. Allerdings zeigt sich, dass die heutigen Bergungstechniken nicht leistungsfähig genug sind. “Wir alle müssen mit Hochdruck daran arbeiten, die vielversprechenden technischen und wissenschaftlichen Forschungsansätze der Munitionsbergung aus dem Meer zu einem integrierten System zusammenzuführen, das in der Lage ist, Munitionsaltlasten unter Wasser aufzuspüren und unschädlich zu machen. Genau hier sucht Schleswig-Holstein intensiv nach Lösungen”, sagte Habeck. Wichtig sei es auch, dass bei Bergung und Sprengung die höchsten Standards zum Schutz der Meeresumwelt eingehalten werden.

Einem an das deutsche Vorgehen angelehnten Vorschlag zu einer systematischen Herangehensweise an die Munitionsproblematik im Meer ist auch die Helsinki-Kommission zum Schutz der Ostsee gefolgt. Im Oktober 2013 hat sie auf der Grundlage der Empfehlungen des neuen Berichts zur Belastung der Ostsee mit chemischer Munition beschlossen, sich künftig auch mit den möglichen Folgen einer Belastung mit konventioneller Munition anzunehmen. So ist vorgesehen, dass eine neu zu bildende Expertengruppe auf der internationalen Ebene der Ostseeanrainer dem deutschen Vorbild folgen wird. Den Bericht “Munitionsbelastung der deutschen Meeresgewässer – Ereignisse und Fortschritt (Jahr 2013)” und alle weiteren Informationen zur Arbeit des Bund/Länder-Expertenkreises Munition im Meer finden Sie unter: www.munition-im-meer.de

PM: Nicola Kabel| Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume

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